An article by Frank Felton

Erstellt am 14. November 2023
Durchschnittliche Lesedauer: 3 Minuten

Vorstellung ZF Health Check

Vorausschauende Wartung für Ecolife Getriebe – wie geht das?

Unter der Produktbezeichnung ZF Health Check hat ZF im Sommer 2023 einen digitalen Service gestartet, der die Zustandsüberwachung von ZF Komponenten im Betrieb ermöglicht. Unser erster Kandidat dafür war das ZF Ecolife Getriebe, das eine sehr hohe Verbreitung im Bus Fahrzeugsegment hat und von vielen Herstellern verbaut wird.

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Busse sind das Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs und ein wesentlicher Bestandteil nachhaltiger Mobilität. Einen effizienten und zuverlässigen Busbetrieb zu gewährleisten ist aber angesichts der anspruchsvollen Bedingungen, unter denen diese Fahrzeuge betrieben werden, eine Herausforderung. Deshalb macht vorausschauende Wartung bei Bussen sehr viel Sinn und rechnet sich schnell. Mit dem Health Check ruft ZF täglich Daten aus dem Fahrzeug ab, analysiert diese automatisch und generiert Empfehlungen für den optimalen Betrieb. Über die Telematiklösung ZF Bus Connect werden diese Informationen verfügbar gemacht.

Der Detailgrad der Informationen variiert, je nachdem, ob der Adressat der vor allem an grundsätzlicher Einsatzfähigkeit interessierte Fahrdienstplaner eines ÖPNV-Betriebs ist oder der hochspezialisierte ZF Servicepartner, der aus den Informationen Rückschlüsse auf erforderliche Wartungstätigkeiten oder Ersatzteilbedarf ziehen kann, ohne den Bus dafür in der Werkstatt haben zu müssen.

Welche Daten fließen ein?

Der Health Check für das Ecolife Getriebe basiert hauptsächlich auf internen Getriebe-Parametern und Statistiken. Diese werden entweder direkt von Sensoren im Getriebe ausgelesen oder basieren auf softwaregesteuerten Variablen. Die Vielzahl an vorhandenen Messwerten (mehrere Hundert) verdeutlicht die Komplexität des Systems. Für ergänzende Analysen stützen wir uns auf andere Fahrzeugsignale wie Motordrehzahl, Kühlmitteltemperatur und potenzielle Fehlermeldungen von vernetzten Systemen, die über den CAN-Bus des Fahrzeugs und oft auch über die FMS-Schnittstelle verfügbar sind. 

In welchem Rahmen lassen sich die Wartungszyklen variabilisieren?

Dies ist von Fall zu Fall unterschiedlich und hängt auch davon ab, wie das Fahrzeug eingesetzt wird. Genau hier liegt der Vorteil eines permanenten Zustandsüberwachungssystems: Es weist den Nutzer auf Anomalien (z. B. erhöhte Öltemperatur) hin, welche möglicherweise zu Problemen führen könnten. Durch präventive Überprüfung des Fahrzeugs kann der Fahrzeughalter somit Schäden vermeiden. Wenn jedoch keine Anomalien oder Probleme festgestellt werden, kann der Fuhrparkmanager oder Werkstattleiter eine Korrelation zwischen dem empfohlenen Intervall und Verlängerung der Wartungszyklen herstellen und darauf vertrauen, dass das System kontinuierlich überwacht wird.

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Was sind typische Probleme, die früher erkannt werden können?

Ein typisches Thema ist der Verschleiß der Kupplungspakete im Getriebe, die für den reibungslosen Betrieb entscheidend sind. Durch den Einsatz fortschrittlicher Algorithmen können wir den Verschleiß dieser Kupplungen sehr gut abschätzen und potenzielle Ausfälle vorhersagen. Dadurch kann der Fuhrparkleiter den optimalen Zeitpunkt für eine geplante präventive Wartung bestimmen. So werden teure Pannen vermieden, die – wenn sie unerkannt im Betrieb passieren – zu hohen Folgekosten und Frust bei Fahrgästen und Verkehrsunternehmen führen.

Und was ist mit künstlicher Intelligenz?

Überall, wo mit vielen Daten hantiert wird, wird künstliche Intelligenz früher oder später zum Thema. Der ZF Health Check nutzt – stand heute – noch keine künstliche Intelligenz, sondern basiert auf dem einzigartigen Fahrzeug-Know-How und der langjährigen Erfahrung der ZF-Experten, die in Algorithmik gegossen wurde. Die Qualität künstlicher Intelligenz steht und fällt mit der Menge verfügbarer Trainingsdaten für entsprechende KI-Modelle. Nur wer aus Millionen von Datensätzen zu allen möglichen Betriebszuständen, Umgebungsparametern und insbesondere auch zu den Folgeereignissen (Schäden, Ausfälle, Werkstateinsätze) lesen kann, wird ein gutes Modell erreichen. Mit der großen „Installed Base“ und dem globalen Netz an Servicepartnern ist ZF hierfür gut aufgestellt – die Zeit für künstliche Intelligenz wird anbrechen, aber solange Trainingsdaten in großen Mengen erst noch gesammelt werden müssen, ist die menschliche Intelligenz das aktuelle Mittel der Wahl.

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Wie geht’s weiter?

Nach dem Marktstart zur Jahresmitte 2023 sammelt ZF derzeit intensiv Feedback von den ersten Kunden (Innovatoren) mit dem Ziel, den Nutzen des Programms für die verschiedenen Anwender weiter zu erhöhen - zum Beispiel durch noch bessere proaktive Benachrichtigungen. Außerdem laufen die Planungen, weitere Fahrzeugkomponenten in den Health Check aufzunehmen, um ihn sukzessive zu dem Modul werden zu lassen, das eine höhere Fahrzeugverfügbarkeit durch vorausschauendes Handeln sicherstellt.

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