Die elektrohydraulische Lenkung kurz EPHS (Electrically Powered Hydraulic Steering) stellt auf dem Weg zur vollelektrischen Lenkung, EPS (Electrically Powered Steering), eine Zwischentechnologie dar. Dennoch kommt dieses Lenksystem in vielen Volumenmodellen zum Einsatz. Derzeit sind mehr als zehn Millionen Fahrzeuge damit ausgestattet.
Praxis-Tipp
Ein großer Vorteil der EPHS besteht darin, dass sie, im Gegensatz zu herkömmlichen hydraulischen Systemen, keine riemenangetriebene Lenkhelfpumpe benötigt. Das MPA (Motor-Pumpen-Aggregat) kombiniert einen Elektromotor, eine Zahnradpumpe, einen Ausgleichsbehälter für die Flüssigkeit sowie das dazugehörige Steuergerät in einem Gehäuse.
Es wird von der Bordnetzspannung versorgt und läuft dadurch komplett unabhängig vom Motor des Fahrzeugs. Elektrohydraulische Lenksysteme verbrauchen, je nach Ausführung, bis zu 75 % weniger Energie als ein hydraulisches System mit Keilriemen und Lenkhelfpumpe.
Damit bei einer Lenkbewegung die Lenkkraftunterstützung ohne Verzögerung zur Verfügung steht, läuft das MPA permanent mit einer geringen Drehzahl. Kommt es zu einer Lenkbewegung, wird diese unter Berücksichtigung der Fahrzeuggeschwindigkeit, des Lenkwinkels und der Lenkgeschwindigkeit angepasst.
Kommt es zu lauten Geräuschen bei Lenkmanövern, ist eine klare strukturierte Vorgehensweise bei der Ursachenforschung besonders wichtig, da ein vorschneller Austausch des MPAs oft nicht erfolgsversprechend und kostenintensiv ist.
Unsere Erfahrungen zeigen, dass es vielfach erst nach unsachgemäßen Reparaturen am Lenksystem oder Fahrwerkskomponenten zu einer erhöhten Geräuschentwicklung kommt.
Die Diagnose sollte zunächst mit einer genauen Begutachtung des Fahrzeugs und der Peripherie begonnen werden. Eine gewisse Geräuschentwicklung gerade beim Endanschlag rechts und links ist normal und gibt nur einen Hinweis darauf, dass die Grenze des Arbeitsbereiches der Lenkung erreicht ist. Ist bei wechselnder Servolast hingegen ein schrilles Heulen zu vernehmen, könnte das Problem im näheren Umfeld des MPAs liegen.
Überprüfen Sie die Bordnetzspannung. Bei einer zu geringen Spannung erhöht sich automatisch der Strombedarf der Lenkung und es kommt zu einer höheren Geräuschentwicklung, die im Fahrzeuginnenraum wahrgenommen wird.
Ebenso sollten Öltemperatur, Ölzustand, Füllstand und die Lenkelektronik überprüft werden. Ein nicht sorgfältig entlüftetes Lenksystem neigt auch zur Geräuschbildung. Schaumiges Öl kann auf unzureichende Entlüftung zurückgeführt werden.
Bei jeder Lenkbewegung kommt es zu einer Drehzahlerhöhung des MPAs, um genügend Druck für die Lenkhelfunterstützung aufzubauen. Dies hat eine hohe Druckpulsation sowie Vibrationen der Schlauchleitungen zur Folge. Die Leitungen sind aus diesem Grund gummiisoliert und mit speziellen Schlauchklemmen an der Karosserie befestigt.
Schon ein anliegender Schlauch an einem Karosserieteil führt zu einer erhöhten Geräuschentwicklung. Aus diesem Grund ist absolute Sorgfalt bei Reparaturarbeiten an einem solchen System geboten. Auch ein nicht spannungsfrei verbautes MPA kann zu diesem Effekt führen.
Um in einem solchen Lenksystem Druckpulsationen und Vibrationen zu dämpfen, werden spezielle gummiisolierte Schlauchleitungen zum Verbinden des MPAs mit dem Lenkgetriebe eingesetzt. Die Beschaffenheit der Schläuche ist so ausgelegt, dass diese die Druckpulsationen dämpfen können.
Bei ihrer Überprüfung ist darauf zu achten, dass diese nicht übermäßig geknickt oder verspannt sind, da dies zu einem Verlust der Dämpfungswirkung führt. Gleiches gilt für die Verlegung der Verkabelung. Berührt diese den Halter des MPAs oder den Ausgleichsbehälter, kann dies ebenfalls ungewollte Geräusche verursachen.
Das MPA ist mit Gummipuffern in einem speziellen Halter gelagert. Durch eine unsachgemäße Behandlung oder eine nicht korrekte Montage kommt es auch hier zu einer übermäßigen Geräuschentwicklung. Aus diesem Grund sollte bei Arbeiten an einer EPHS das mitgelieferte Zubehör, wie Gummipuffer und / oder Halter, mit verbaut werden.
Nachfolgend sind die einzelnen Prüfschritte noch einmal aufgelistet:
- Bordnetzspannung prüfen
- Hydraulikflüssigkeit kontrollieren (Temperatur, Zustand, Füllstand)
- Leitungsverlegung kontrollieren
- Befestigung des MPAs
Werden diese Ratschläge befolgt, steht einer erfolgreichen Reparatur, an einem solchen Lenksystem, nichts mehr im Wege.
Gut zu wissen
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