Die meisten Werkstätten kennen das: Ein Kunde kommt mit seinem Auto auf den Hof und bemängelt unangenehme Quietschgeräusche der Bremsanlage. Dieser Praxis-Tipp widmet sich diesem Thema und geht der Ursache durch die Messung des Restschleifmoments der Vorderachsbremsanlage auf den Grund.
Geräuschbildung
Wenn es zu Geräuschen der Bremsanlage ohne Betätigung des Bremspedals kommt, kann es daran liegen, dass sich der Bremsbelag nicht weit genug von der Bremsscheibe löst. Es entsteht ein dauerhafter Kontakt zwischen Reibbelag und Bremsscheibe. Durch die Reibung entstehen Schwingungen, die als unangenehmes Quietschen mit meist hoher Frequenz wahrgenommen werden.Es gibt mehrere Ursachen, die zu einer solchen Geräuschentwicklung führen können. Aus diesem Grund ist eine systematische Vorgehensweise bei der Ursachenforschung unabdingbar.
Diagnose
Werden bei der Probefahrt Geräusche von Ihnen wahrgenommen, dann betätigen Sie, unter Berücksichtigung der Verkehrssituation, leicht das Bremspedal. Ist das Quietschen nicht mehr vorhanden, ist das ein Hinweis darauf, dass die Geräuschentwicklung von der Bremsanlage herrührt. Zurück in der Werkstatt bietet sich der Bremsenprüfstand an, um festzustellen, wo die Geräusche ihren Ursprung haben. Bremsenquietschen tritt meist schon bei geringen Raddrehzahlen auf, sodass die Geschwindigkeit des Rollenbremsenprüfstands ausreicht, um das Quietschen zu erzeugen.
Praxis-Tipp
Fahren Sie das Auto auf die Hebebühne und heben dieses an.Nun drehen Sie nacheinander an allen Rädern. Lassen sich die Räder frei drehen, oder sind ein oder mehrere schwergängig?
Dort, wo Sie eine Schwergängigkeit feststellen, muss das Restschleifmoment gemessen werden. Dazu entfernen Sie, soweit vorhanden, die Abdeckung in der Felge, um an die darunterliegende Achsmutter zu gelangen.
Vor der Messung drehen Sie das Rad mehrere Umdrehungen langsam und gleichmäßig in Fahrtrichtung. Zur genauen Überprüfung bietet sich ein anzeigender Drehmomentschlüssel an. Dieser zeigt das Drehmoment auf einer mechanischen Skala, Messuhr oder elektronischen Anzeige an, das benötigt wird, um das Rad zu drehen.
Um das Restschleifmoment zu ermitteln, setzen Sie den Drehmomentschlüssel mit der passenden Stecknuss auf der Achsmutter auf. Drehen Sie langsam und behutsam am Schlüssel bis das Rad beginnt sich zu drehen. Vergleichen Sie den gemessenen Wert mit den Fahrzeugherstellerangaben. Der von uns gemessene Wert betrug 13 Nm und liegt damit über den vom Fahrzeughersteller vorgeschriebenen 10 Nm.
Tipp
Sollten Sie nicht über ein solches Spezialwerkzeug verfügen, können Sie auch einen herkömmlichen auslösenden Drehmomentschlüssel verwenden. Stellen Sie diesen auf den Höchstwert des vorgegebenen Restschleifmoments ein und drehen Sie vorsichtig an der Mutter. Wenn der Drehmomentschlüssel zuerst auslöst (hörbares Klicken oder fühlbares Knacken), ohne dass sich das Rad dreht, ist das Moment zu hoch.
Ist das Restschleifmoment zu hoch, bauen Sie die Bremsbeläge aus und reinigen Sie alle Kontaktflächen der Bremsbeläge am Bremssattelträger sowie am Bremssattel mit einer Drahtbürste und Bremsenreiniger. Prüfen Sie, je nach Bremssystem, die Gleit- oder Führungsbolzen am Bremssattelträger und die Kolben des Bremssattels auf Korrosion und Leichtgängigkeit sowie alle Dichtmanschetten auf ihren einwandfreien Zustand.
Wenn der Fahrzeughersteller es vorschreibt, tragen Sie nach dem Reinigen ein geeignetes Fett (z. B. TRW – PFG110) dünn auf die Kontaktflächen zwischen Belag und Träger beziehungsweise, wenn vorhanden, zwischen Belag und Belaghaltefedern auf.
Hinweis: Gummierte Belaghaltefedern nicht fetten, da die geräuschdämpfenden Eigenschaften der Gummierung dadurch beeinträchtigt werden!
Bauen Sie die Bremsbeläge wieder ein und prüfen Sie erneut das Restschleifmoment.
Führen Sie eine Probefahrt durch.
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